Wie effektiere ich Vocals richtig?

18. Mai 2009, 22:16 Uhr

Hallo und herzlich willkommen zu meinem zweiten Producing-Tutorial hier auf tranceblog.de. Das erste Tutorial wurde extrem gut angenommen, was mich natürlich noch einmal mehr motiviert hat, diesen Nachfolger zu verfassen.

Das diesmalige Thema „Wie effektiere ich Vocals richtig?“ ist ein recht schwieriges Thema. Hierbei kommt es zunächst extrem auf euer Ausgangsmaterial an. Sind die Aufnahmen gut, muss weniger bearbeitet werden. Sind die Aufnahmen schlecht, muss mehr gemacht werden.

Wie erkenne ich nun gute und schlechte Aufnahmen? Zuallerst einmal ist hier der Hall-Anteil entscheident. Vocals sollten möglichst trocken aufgenommen werden, also ohne Hall. Das ist gerade bei semi-professionellen Sängern/-innen und Song-Writern/-innen nicht immer ohne Weiteres möglich. Ich rate euch in solchen Fällen aber zur zusätzlichen Investition, also die Sachen in einem Studio dann noch einmal aufnehmen zu lassen.

Weiterhin ist die Mikrofon-Entfernung bei der Aufnahme sehr wichtig. Es darf nicht zu nah am Mikrofon aufgenommen werden. Dadurch könenn Distortion-ähnliche Effekte auftreten. Zuviel Entfernung ist aber auch nicht gut, da der Hall Anteil somit immer größer wird. Es ist demnach ein gutes Mittelmaß zu finden.

Steht also nun möglichst gutes Ausgangsmaterial zur Verfügung, füge ich die Vocals meist noch einmal in Melodyne ein, korrigiere kleinere Tuning-Fehler und exportiere dann erneut als ein neues WAV-File. Dann erst importiere ich die Vocals in mein Cubase-Projekt.

Für den Chorus solltet ihr mehrere Aufnahmen parat haben und gegebenfalls doppeln und mit Harmonien ergänzen. Hier bietet sich besonders an, das Stereofeld komplett zu nutzen und einzelne Spuren zu pannen.

Auch als sehr wichtig erachte ich vor allem das Timing der Vocals. Klingen die Vocals unrythmisch oder laufen sie aus dem Takt, kommt sehr schnell Amateur-Feeling auf. Und das will man ja möglichst vermeiden. In Cubase nutze ich für so etwas immer das Schneide-Werkzeug direkt im Sequenzer. Sehr einfach zu handhaben und extrem genau.

Daraufhin route ich alle Vocal-Spuren auf eine Gruppe, die ich meist mit folgender Effekt-Kette ausstatte:

1.) Gate
2.) Low-Cut (hier variiert immer ein Wert von 100 bis 200 Hz)
3.) EQ’ing (meistens eine leichte Höhenanhebung und selten eine leichte Tiefenmitten-Senkung, verlasst euch auf euer Gehör und vergleicht vor allem mit professionellen Produktionen)
4.) Stereo-Effekt (ein sehr dezent eingesetzter Chorus bietet sich hier teilweise an)
5.) DeEsser
6.) Compressor (dynamische Vocals sind selten erforderlich / gewünscht im EDM-Bereich, demnach darf hier ruhig sehr stark komprimiert werden)
7.) Delay (Achtung! Sehr spärlich einsetzen. Hier ist oftmals weniger mehr!)
8.) Reverb (siehe Delay)

Im Anschluss füge ich noch kleinere Delay- und Hall-Automationen hinzu. Ist z.B. eine etwas größere Pause zwischen zwei Vocal-Stücken, kann man diese Pause dadurch sehr gut ausfüllen.

Zu guter letzt bleibt noch einmal zu erwähnen, dass die Lautstärke eurer Vocals essentiell wichtig ist. Hier entscheiden meist 1-2 dB darüber, ob die Vocals untergehen, auf dem Mix liegen oder wirklich passen.

Und nun viel Spaß beim Ausprobieren und bis demnächst beim dritten Tutorial!

weiterführende Links:
» Dennis Sheperd – offizielle Webseite
» Dennis Sheperd – MySpace Profil
» Dennis Sheperd Producing Tutorials – Thread bei tranceforum.info